Du bist ständig müde, nimmst zu, obwohl du nicht mehr isst als du verbrauchst und fühlst dich irgendwie lustlos? Es könnte sein, dass sich hinter deinen Symptomen eine Schilddrüsenunterfunktion, auch genannt Hypothyreose, versteckt. In Deutschland haben, bedingt durch unsere jodarme Ernährung, rund 5 von 100 Menschen eine solche Erkrankung. Wie macht sich eine Schilddrüsenunterfunktion bemerkbar, wie bekomme ich diese in Griff und welche Rolle spielt die Ernährung für die Schilddrüse? Kann man auch mit einer Unterfunktion abnehmen und wie wirkt sich die Krankheit auf deine Fitnessziele aus? Wir haben unsere PRIME TIME-Ernährungsexperten Tim Suchland und Thomas Kany für dich nach Antworten und Tipps gefragt.
Themenübersicht
Was ist die Schilddrüse?
Wenn es um das Thema “Schilddrüsenunterfunktion” geht, musst du natürlich erst einmal wissen, was die Schilddrüse überhaupt ist und was ihre Aufgaben sind: Die Schilddrüse ist ein kleines Organ, das unterhalb des Kehlkopfs an deiner Luftröhre anliegt, und dort die Hormone Tetrajodthyronin (T4) und Trijodthyronin (T3) produziert. Durch diese Hormone werden im Körper lebensnotwendige Prozesse, wie Herz- und Kreislauffunktion, Verdauung, Nervensystem und Wachstum, beeinflusst. Im Umkehrschluss heißt dies, dass, wenn die Schilddrüse nicht richtig funktioniert, auch die Prozesse, die durch sie gesteuert werden, nicht mehr reibungslos ablaufen und sich als Symptom bemerkbar machen. Weltweit sind Millionen von Menschen von einer Erkrankung der Schilddrüse, wie beispielsweise Entzündungen, Überfunktion, Knoten und Vergrößerung, betroffen. Am häufigsten treten Schilddrüsenerkrankungen in Form der Unterfunktion, auch genannt Hypothyreose, auf.
Was passiert bei einer Schilddrüsenunterfunktion?
Bei einer Schilddrüsenunterfunkion liegt ein Mangel in der Hormonproduktion vor, der dazu führt, dass alle Stoffwechselprozesse des Körpers verlangsamt werden und sich deine Leistungsfähigkeit verringert. In Deutschland leidet jeder 20. an einer Unterfunktion. Bei Frauen tritt die Schilddrüsenunterfunktion häufig nach der Menopause auf. Bei Kindern ist eine Schilddrüsenunterfunktion besonders problematisch, da sie das Wachstum und die Gehirnreifung einschränken kann.
Wie entsteht eine Schilddrüsenunterfunktion?
Die Entstehung einer Schilddrüsenunterfunktion kann verschiedene Ursachen haben und sowohl angeboren, als auch erworben sein. Bei einer erworbenen Schilddrüsenunterfunktion kann die Produktion der Hormone eingeschränkt sein durch die übergeordneten Steuerungsorgane (wie Hirnanhangdrüse oder Hypothalamus), die die Produktion nicht oder nur unzureichend anregen. Meistens jedoch liegt der Grund für die Schilddrüsenunterfunktion in der Schilddrüse selbst, deren Funktion beeinträchtigt ist. “Ein häufiger Grund sind Autoimmunkrankheiten wie Hashimoto, die dazu führen, dass der Körper sich selbst attackiert”, sagt Ernährungsexperte Thomas Kany, “bei der Schilddrüse wird zum Beispiel das Gewebe vergrößert und sie produziert keine Hormone mehr.” Theorien über die Gründe für Autoimmunkrankheiten, gibt es verschiedene, sagt Kany: “Solange die Autoimmunkrankheit selbst als Ursache noch nicht therapierbar ist , müssen die Symptome behandelt werden.”
Jod und seine Bedeutung für die Schilddrüse
“Eine Schilddrüsenunterfunktion kann auch durch eine Unterversorgung mit Mikronährstoffen entstehen”, sagt Thomas Kany, “vor allem ein Jodmangel macht sich negativ bemerkbar, aber auch Selen und Eisen spielen für das Organ eine wichtige Rolle.” Jod, das dem Körper zugeführt werden muss, ist für verschiedene Körperfunktionen verantwortlich. “In Deutschland haben wir einen massiven Jodmangel – hier leiden 15 Millionen Menschen an einem Jodmangel.” Jod wird Tieren zugefüttert und ist deshalb in tierischen Produkten und Milchprodukten enthalten. Auch in Seefisch steckt reichlich Jod ; allem voran in Schellfisch und Seelachs. “Veganer können Jod über Algen abdecken”, rät Thomas Kany.
Auch eine ausreichende Versorgung mit Selen und Eisen ist für Patienten einer Schilddrüsenunterfunktion wichtig: Selen ist an der Synthese von T4 (Speicherform) zum aktiven T3 beteiligt, ein Eisenmangel hemmt den Schilddrüsenstoffwechsel. Aus diesem Grund sollten Patienten mit einer Schilddrüsenunterfunktion besonders auf ihre Versorgung mit Mikronährstoffen achten.
Symptome der Schilddrüsenunterfunktion
Müdigkeit, Frösteln und Verdauungsbeschwerden – die Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion sind unspezifisch, was es schwierig macht, die Krankheit zu erkennen. “Das Problem an den Symptomen einer Schilddrüsenunterfunktion ist, dass jeder ihre Symptome schon mal irgendwo gehabt hat”, sagt PRIME TIME-Trainingskoordinator Tim Suchland. Zu den häufigen Symptomen einer Schilddrüsenunterfunktion zählen die folgenden:
- Müdigkeit
- Verstopfung, abnehmende Darmtätigkeit
- Konzentrations- und Gedächtnisschwäche
- Gewichtszunahme
- depressive Verstimmungen
- Einschränkung der Libido
- Zyklusstörungen
- niedriges Energielevel
So behandelst du eine Schilddrüsenunterfunktion
Die Schilddrüsenunterfunktion lässt sich mit Tabletten mit dem Wirkstoff L-Thyroxin gut in den Griff bekommen und behandeln. Mitunter muss die Schilddrüsenunterfunktion auch gar nicht behandelt werden; liegt sie nur latent vor, und es werden noch genügend Schilddrüsenhormone produziert, muss die Krankheit in der Regel nicht behandelt werden. Hast du den Verdacht, an einer Schilddrüsenunterfunktion zu leiden, solltest du einen Arzt aufsuchen. “Man kann dafür bei seinem allgemeinen Hausarzt ein Blutbild machen”, sagt Thomas Kany, “oder man geht direkt zum Endokrinologen. Ich kann da keine Empfehlungen aussprechen, bei Ärzten ist es wichtig, dass man sich dort wohlfühlt und seinem Arzt vertraut.” Oft dauert es eine Weile, bis du richtig eingestellt bist und auch wenn du schon länger L-Thyroin einnimmst, solltest du deine Werte regelmäßig überprüfen lassen. “Oft muss man erst ein bisschen experimentieren, bis man raus hat, wie man L-Thyroxin am besten verträgt“, sagt Thomas Kany. Zwar wird das Medikament in der Regel morgens vor dem Frühstück aufgenommen, doch gibt es auch Patienten, die mit einer Einnahme am Abend vor dem Schlafengehen besser zurechtkommen. “Manche variieren auch mit der Dosis, und nehmen einen Tag höher dosierte, den anderen Tag niedriger dosierte Medikamente”, weiß Thomas Kany. Auch hier gilt die Regel: Hör auf deinen Körper und such dir einen Arzt, dem du vertraust.
Schilddrüsenunterfunktion und Ernährung: Kann ich trotzdem abnehmen?
Auch mit der richtigen Ernährung kannst du deine Schilddrüse unterstützen. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion solltest du darauf achten, deinen Körper ausreichend mit Mikronährstoffen zu versorgen. Damit du genug Jod zu dir nimmst, sind zudem tierische Produkte, oder für Veganer Algen empfehlenswert. Manche Produkte solltest du hingegen lieber meiden: “Soja wirkt sich negativ auf eine Schilddrüsenunterfunktion aus”, sagt PRIME TIME Trainingskoordinator Tim, “es kann bei der Verstoffwechslung Probleme machen und die Aufnahme der Medikamente verhindern.” Auch einige Kohlsorten, Süßkartoffeln und Bohnen können die Aufnahme von Jod verhindern und so indirekt eine Schilddrüsenunterfunktion begünstigen. Wer abnehmen will, muss wegen einer Schilddrüsenunterfunktion übrigens nicht gleich die Flinte ins Korn werfen: “Man kann auch mit Schilddrüsenunterfunktion abnehmen“, wichtig dabei ist nur, dass man medikamentös richtig eingestellt ist. Dann ist alles einfach eine Frage der Disziplin.” Wichtig um abzunehmen ist wie immer, ein Kaloriendefizit. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion solltest du allerdings kein zu großes Defizit wählen, damit du ausreichend Mineralstoffe zu dir nimmst. “Nur 1.000 Kalorien zu essen, ist zu wenig”, sagt Tim Suchland, “ich empfehle das Defizit dann lieber durch zusätzliche Bewegung aufzubauen.” Dafür muss es keine knallharte Trainingseinheit sein. Auch ein Spaziergang hilft schon dabei, den Kalorienverbrauch zu erhöhen.
Schilddrüsenunterfunktion und Sport
Da eine Schilddrüsenunterfunktion deine körperliche Leistung mindert, kann dadurch auch dein Training beeinflusst werden. Sobald du richtig eingestellt bist, solltest du die Unterfunktion jedoch nicht mehr oder kaum noch spüren. “In meinem Bekanntenkreis habe ich einige Triathleten, die trotz Unterfunktion erfolgreich an Wettkämpfen teilnehmen”, sagt Michael Remlinger, der selbst Triathlet ist, “die erzählen oft sogar, wie gut ihnen der Sport tut.” “Alles, was den Stoffwechsel aktiv hält, ist gut bei einer Schilddrüsenunterfunktion“, bestätigt Thomas Kany, “Bewegung wirkt immer aktivierend.” Falls du dich wegen einer Schilddrüsenunterfunktion nicht ganz so leistungsfähig fühlst, weiß PRIME TIME-Trainingskoordinator Tim Suchland einen Tipp: “Ich habe festgestellt, dass Patienten mit Schilddrüsenunterfunktion oft länger brauchen, um auf Touren zu kommen, denen empfehle ich ein längeres Warm-up.”
Fazit
Die Schilddrüsenunterfunktion ist eine häufige Krankheit, die mit einer Vielzahl von – teilweise sehr unspezifischen Symptomen – einhergeht. Die Krankheit kann deine Fitnessziele blockieren und es dir schwer machen abzunehmen. Bist du richtig eingestellt und nimmst die passende Dosis an Schilddrüsenhormonen, solltest du allerdings kaum noch etwas von der Unterfunktion spüren. Auch eine Diät ist dann möglich.
Du leidest an einer Schilddrüsenunterfunktion und möchtest wissen, wie sich die Krankheit auf dein Training auswirkt und du dennoch deine Ziele erreichst? Sprich uns dazu auf der Fläche an. Wir helfen dir gern weiter!