Schulterschmerzen gehören neben Rücken- und Nackenschmerzen zu den häufigsten Gelenkbeschwerden. Wieso macht die Schulter so oft Probleme, was kannst du dagegen tun, und wann solltest du damit zum Arzt oder Orthopäden gehen? Für dich haben wir mit den Experten Dr. Felix Söller, Facharzt für Orthopädie, Akupunktur, Chirotherapie sowie Sportmedizin und Dr. Lehnert, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Handchirurgie sowie Sportmedizin, gesprochen. Ihre Antworten rund um Schulterschmerzen und die Ursachen erfährst du in diesem Beitrag sowie in dem gleichnamigen Webinar zum Thema.
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Schulterschmerzen – wieso schmerzt die Schulter?
Schulterschmerzen sind ein lästiges Übel, das viele Menschen im Laufe ihres Lebens trifft. Kein Wunder, denn in der Schulter treffen eine Vielzahl an Muskeln, Bändern, Sehnen, Schleimbeutel und Knochen zusammen. Die Schultern sind zudem das beweglichste Gelenk im Körper – das bietet reichlich Potenzial für Verletzungen.
Am häufigstem tritt das sogenannte Impingement-Syndrom auf, bei dem Schulterschmerzen unterhalb des Schulterdachs (Acromion) auftreten, doch auch seitliche Schulterschmerzen, Bewegungseinschränkungen und Gelenkgeräusche im Schultergelenk sind keine Seltenheit. Die Gründe hierfür sind vielfältig und reichen von Überbelastung des Bewegungssystems über Schleimbeutelentzündungen, Kalkablagerungen und eine zu schwache Muskulatur. Häufig betroffen sind Überkopfarbeiter und -sportler, wie zum Beispiel Maler oder Tennisspieler. Auch die immer gleichen Bewegungsabläufe von Schreibtischarbeitern und eine unzureichend geforderte Muskulatur kann zu Problemen in der Schulter führen.
Überbelastung des Bewegungssystems erzeugt an kritischen Stellen Rauigkeiten und Sporne. Es kann sich ein Engpass-Syndrom (engl. Impingement) entwickeln. Das heißt: Eine Schulter, bei der das innere Gleiten nicht mehr reibungslos funktioniert, ist einem ständigen Reizzustand ausgesetzt. Dann dauert es nicht mehr lange, bis sich außer Schmerzen womöglich auch größere Schäden einstellen (oder umgekehrt).
“Wir haben zwei unterschiedliche Muskelgruppen, die an den Schultern wirken”, erklärt Dr. Felix Söller, “wird die eine Seite weniger beansprucht als die andere, kann es zu Dysbalancen kommen, die zu Schmerzen führen.” Bei Dysbalancen kann es, so Söller, kann das Gleichgewicht zwischen den nach oben ziehenden und den nach unten ziehenden Muskelgruppen verlagert werden, wodurch Sehnenanteile der Schulter Reibungen und Reizen ausgesetzt sind. Wenn du Sport treibst, solltest du deshalb immer darauf achten, ganzheitlich zu trainieren. “Wir trainieren ja auch nicht nur den Bauch, sondern den Rücken dazu”, sagt Dr. Söller.
Wegen eventueller Dysbalancen das Training aber ganz ausfallen zu lassen, ist hingegen keine gute Idee: Das bewegliche Schultergelenk wird vor allem durch die Muskulatur stabil gehalten. Ist diese zu schwach, kann sich der Gelenkkopf herausbewegen und die umliegenden Weichteile beschädigen, was ebenfalls zu Schmerzen führt.
Die 5 häufigsten Ursachen für Schulterschmerzen
Schulterschmerzen treten an verschiedenen Stellen der Schulter auf und haben unterschiedliche Ursachen. Am häufigsten treten Schmerzen an der Außenseite der Schulter auf, die sich beim Anheben des Arms bemerkbar machen. Neben diesem Impingement-Syndrom sind auch die Rotatoren-Manschetten häufig betroffen. Die am weitesten verbreiteten Ursachen für Schulterschmerzen sind die fünf folgenden:
Impingement-Syndrom
“Die mit Abstand am häufigste Ursache für Schulterschmerzen ist das sogenannte Impingement-Syndrom“, sagt Dr. Söller. Beim Impingement-Syndrom funktioniert das innere Gleiten der Schulter nicht mehr, wodurch es zu schmerzhaften Reibungen und Bewegungseinschänkungen kommen kann. Die Schulter ist dann einem ständigen Reizzustand ausgesetzt, der sich beim Armheben bemerkbar macht.
Schulter ist zu fest
Eine weitere Ursache für Schulterschmerzen ist die “Frozen Shoulder“. Hier ist das Gewebe der Schulter und des Schultergelenks fest, sodass damit eine schmerzhafte Bewegungseinschränkung einhergeht.
“Bei der Frozen Shoulder sind die vier Rotationsebenen der Schulter unterschiedlich stark ausgeprägt, sodass sich die Sehnen verkürzt haben”, erklärt Dr. Söller. Die zunehmende Steife der Schulter macht sich zum Beispiel dadurch bemerkbar, dass Betroffene nicht mehr die Hände hinter dem Rücken zusammengreifen können. Auch hierfür macht Dr. Söller Dysbalancen der Muskulatur verantwortlich: “Wer ständig nur Liegestützen und Bankdrücken macht, schränkt sich so in der Bewegung ein. Die Gelenke werden dann steifer.”
Betroffen der Frozen Shoulder sind oft Personen mit Verletzungen oder vorangegangenen Schulter-Operationen. Die “Frozen Shoulder” betrifft Frauen häufiger als Männer und tritt am häufigsten unter 40-60-Jährigen auf. Typisch für diese Art von Schulterschmerzen ist ein schleichender Beginn, der sich im weiteren Verlauf steigert und sehr langwierig sein kann.
Schulter ist instabil
Diese Ursache für Schmerzen trifft vor allem auf hypermobile Personen, oder Personen die bei einem Unfall ein Trauma erlebt haben, zu: bei einer instabilen Schulter, lässt sich die Schulter nur schwer ansteuern. Betroffene haben zudem das Gefühl, die Schulter würde gleich herausspringen, was mitunter tatsächlich der Fall ist. Bewegungen schmerzen und werden oft von einem Knacken oder Reiben begleitet.
“Bei angeborenen Instabilitäten sind Operationen eher wenig zu empfehlen, dagegen können verletzungsbedingte Instabilitäten gut operativ versorgt werden. Bei den sogenannten angeborenen – auch habituelle Instabilitäten genannt –kann nur ein ausgewogenes und effektives Training helfen”, sagt Dr. Söller. Eine kräftige Schulter könne hier stabilisierend wirken.
“Operationen sind hier sinnlos, gegen die Instabilität kann man nur mit Training vorgehen”, sagt Dr. Söller. Eine kräftige Schulter könne hier stabilisierend wirken.
Verletzungen des Schultereckgelenks
Ein Gelenk, das für die gesamte Schulter essenziell ist, ist das Schultereckgelenk. Dieses stellt die Verbindung der Schulter mit dem Schlüsselbein und die einzige knöcherne Verbindung des Körpers zur Schulter dar. (Abgesehen davon ist die Schulter nur muskulär verbunden, weshalb Schultertraining so wichtig als Schmerz-Prophylaxe ist.) Das zarte Schultereckgelenk kann durch falsches Training mit zu viel Gewicht, beschädigt werden. Auch Schläge auf das Schulterdach oder Stürze können zu Schmerzen im Schultereckgelenk führen.
Rotatorenmanschettenverletzung: Riss in der Sehne
“Bei der Rotatorenmanschettenverletzung hat die Schultersehne, die den Arm nach oben zieht, einen Riss entwickelt”, sagt Dr. Söller. Ein solcher Riss, der die Armhebung und -dehnung verhindert, könne durch eine mechanische Reizung durch falsches Training, altersbedingten Verschleiß sowie einen Sturz hervorgerufen werden.
Falsche Technik beim Sport und was sie mit Schulterschmerzen zu tun hat
Schulterschmerzen finden ihre Ursachen oft indirekt im Sport: Ein falsches Training führt dazu, dass Sehnen und Gelenke verletzt werden und Dysbalancen entstehen, die im weiteren Verlauf zu Schmerzen führen.
Sport ist zwar grundsätzlich eine Möglichkeit, Schulterschmerzen vorzubeugen und zu therapieren. Das gilt jedoch nicht für sehr ruckartige Sportarten und unkontrollierte Bewegungen. Auch wenn du dich zum Beispiel beim Krafttraining zu stark belastest, ohne vorher die Technik trainiert zu haben, provozierst du Schulterschmerzen.
Bevor du also zu schnell das Gewicht erhöhst, solltest du zuerst die Technik beherrschen, damit deine Strukturen und das Gewebe auf die Belastung vorbereitet sind.
Trotz der Gefahr eines falsch ausgeführten Trainings solltest du deine Schultermuskulatur regelmäßig fordern, denn auch zu schwache Schultermuskeln können zu Beschwerden führen. Das Schultergelenk wird vor allem durch die Muskulatur stabil gehalten.
Schulterschmerzen vorbeugen durch Sport
Eine Möglichkeit, Schmerzen der Schulter in den Griff zu bekommen, ist Sport. “Ich rate Patienten, ihre Schultermuskulatur zu stärken”, sagt Dr. Söller. Dies sei mit die wirksamste Therapie, allerdings nur, sofern nicht übertrieben wird: “Wer schon Schmerzen hat, sollte es langsam angehen lassen. Lieber Liegestütze als Bankdrücken mit 100 Kilo und keine ruckartigen Bewegungen.”
Sport, insbesondere Krafttraining unter Nutzung der vollen Range of Motion, können dabei helfen, Schulterschmerzen vorzubeugen. Grundsätzlich gilt: Deine Schulter mag Aktivität! Versuche deshalb statische Haltungen, wie zum Beispiel das Sitzen vor dem Computer regelmäßig zu durchbrechen, steh auf und lass die Schultern kreisen. Deine Muskeln und Sehnen werden es dir danken!
Wann sollte ich mit Schulterschmerzen zum Orthopäden gehen?
Schulterschmerzen können von allein abklingen oder länger andauern. “Wenn Schulterschmerzen nach zwei Wochen noch nicht abgeklungen sind, würde ich raten, einen Arzt oder Orthopäden aufzusuchen”, sagt Dr. Söller. Dieser sei der richtige Ansprechpartner und kann dir bei der Gelegenheit zeigen, welche Bewegungen Linderung verschaffen, und welche du lieber meiden solltest.
Operationen sind bei Schulterschmerzen selten indiziert, dafür gibt es andere Therapie-Möglichkeiten. “Bei Entzündungen der Schulter kann man mit Plasma-Therapie sehr gute Erfolge erzielen”, sagt Dr. Söller. Hier wird dem Patienten Blut entnommen, aus dem die Thrombozyten entnommen und anschließend in die Verletzung eingespritzt werden.
Die langfristig wirksamste Therapie bleibt allerdings korrekt ausgeführtes Krafttraining. Sprich uns hierzu gern auf der Trainingsfläche an.
Fazit
Schulterschmerzen treten häufig auf und haben eine Vielzahl von Gründen. Oft finden die Schmerzen ihren Ursprung in einer falschen Belastung oder zu wenig Bewegung. Deine Schulter ist, wie kein anderes Gelenk, auf muskuläre Unterstützung angewiesen, da sie nur durch einen einzigen, zarten Kochen mit dem Schlüsselbein verbunden ist. Muskeln und Sehnen geben dem Gelenk Halt, weshalb du deine Schultermuskulatur stärken und den Bewegungsradius regelmäßig ausnutzen solltest. Falscher Ehrgeiz und zu starke Belastungen können dagegen dazu führen, dass Dysbalancen und Schmerzen entstehen. Dies umgehst du, indem du dich von einem kompetenten Trainer ins Schultertraining einweisen lässt. Sprich uns dafür gern an. Wir freuen uns auf dich!