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Heimliche Entzündungen

Mit Autorin Silvia Bürkle
Heimliche Entzündungen Silvia Bürkle

Leidest du an einer Allergie, an Rheuma, Darmbeschwerden oder einer Schilddrüsenerkrankung? Damit bist du nicht allein. Solche Volkskrankheiten treten heutzutage immer häufiger auf und auch wenn die Liste lang scheint, haben die meisten Erkrankungen dennoch eine Gemeinsamkeit: Sie entstehen im Darm, dem Sitz unseres Immunsystems. Im PRIME TIME Ernährungswebinar haben wir mit Ernährungsexperte Thomas Kany und Gastexpertin Silvia Bürkle (Autorin von “Heimliche Entzündugen: mit der richtigen Ernährung vorbeugen und lindern“) darüber gesprochen, wie Darm und chronische Krankheiten miteinander zusammenhängen und wie man Entzündungen durch die richtige Ernährung vorbeugen kann.

Themenübersicht

Chronische Krankheiten und was sie mit dem Darm zu tun haben

PRIME TIME: “Entzündungen kennt jeder. Ich hatte zum Beispiel gerade einen Kreuzbandriss und deshalb eine akute Entzündung. Du sprichst in deinem Buch aber von heimlichen Entzündungen. Wie äußern sich diese?”

Silvia Bürkle: “Bei einer heimlichen Entzündung brodelt es unbemerkt im Körper, das heißt, wir haben Entzündungsherde, von denen wir nichts wissen. Etwa, weil wir eine Erkrankung nicht ausreichend auskuriert haben, weil wir Stress haben oder uns nicht richtig ernähren. Damit entsteht mit der Zeit geschädigtes Gewebe, dass über die Zeit zu chronischen Krankheiten führen kann. Heimliche Entzündungen erkennt man an einer Blutanalyse. Wenn man da einen hohen Entzündungswert misst, kann man versuchen, die Entzündung weiter einzugrenzen.”

Krankheiten vorbeugen: Den Darm stärken mit der richtigen Ernährung

Silvia Bürkle: “Der größte Hebel, den wir in der Hand haben, um Krankheiten vorzubeugen, ist unsere Ernährung. Das tun wir aber nicht. Ich würde sogar behaupten, dass rund 90 Prozent der Bevölkerung ein Problem mit dem Darm haben. Dieses Problem ist hausgemacht – wir könnten es durch die richtige Ernährung vermeiden.”

PRIME TIME: “Kein Wunder, denn in den Deutschen Supermärkten sind nur rund 20 Prozent der Lebensmittel frisch, 80 Prozent sind abgepackt. Die Deutschen geben nur rund 10 Prozent ihres Geldes für Essen aus, während sie bereitwillig die Handyrechnung zahlen.”

Silvia Bürkle: “Dazu kommt, dass wir uns oftmals mit dem falschen Essen “belohnen”.  Das ist dann ein Teufelskreis. Gerade die Leute, die eh schon viel Stress haben und deshalb zu wenig schlafen, kaufen sich zum Trost Fast Food oder Süßigkeiten, um sich etwas zu gönnen.”

Diese Lebensmittel tun deinem Darm gut

PRIME TIME: “Wir haben heute viel zu viel Zucker, viel zu viel Weizen und viel zu viele Füllstoffe”, sagt Henrik Gockel, “alles Dinge, von denen unser Körper gar nicht weiß, wie er damit umgehen soll.”

Silvia Bürkle: “Es gibt einen Unterschied zwischen ‘Lebensmittel‘ und ‘Nahrungsmittel‘. Lebensmittel sind für mich natürlich, unverarbeitet oder nur so weit verarbeitet, dass der Körper noch Profit davon hat. Nahrungsmittel sind für mich verarbeitet, die auch noch gespickt sind mit Zusatzstoffen sämtlicher Art.”

PRIME TIME: “Bei Entzündungen im Körper ist auch das Verhältnis von Omega-3-  zu Omega-6-Fettsäuren wichtig. Fischöl ist eine gute Möglichkeit, Omega-3-Fettsäuren abzudecken – und man hat hier keine schädlichen Schwermetalle, die man beim Verzehr von Seefisch hat.”

Silvia Bürkle: “Richtig, auch Omega-6-Fettsäuren sind lebensnotwendig und müssen über die Ernährung aufgenommen werden. Wenn jedoch das Verhältnis unausgewogen ist, entwickelt sich aus der Omega-6 verstärkt Arachidonsäure, die Entzündungen im Körper fördert.”

PRIME TIME:Fischöle haben teilweise einen hohen Oxidationswert. Da kommt es immer ganz auf die Qualität an. Ein frisches Fischöl riecht nicht und hat einen milden Geschmack. Gutes Fischöl wird schon ein paar Stunden nach dem Fang extrahiert. Ich greife lieber auf Fischöl als auf Leinöl zurück, weil Leinöl bei Männern das Prostatakrebsrisiko erhöht. Für Veganer gibt es inzwischen übrigens auch veganes Fischöl, das aus Algen gewonnen wird. Hier gibt es allerdings noch keine Langzeitstudien.”

Säuren und Basen: Auf das richtige Verhältnis kommt es an

PRIME TIME: “In deinem Buch sprichst du von einer ‘Stoffwechselschieflage’? Was ist das?

Silvia Bürkle: “Von einer Schieflage sprechen wir, wenn sich etwas merklich verändert hat und wir ohne Grund zunehmen. Fettpolster am Po oder an den Beinen sind gesundheitlich nicht so bedenklich. Anders sieht es mit Rettungsringen aus. Das viszerale Bauchfett bildet Botenstoffe, die Entzündungen provozieren können.”

PRIME TIME: “Dafür haben wir bei uns im Studio die Inbody-Analyse, die zeigt an, wie hoch der Anteil des viszeralen Fetts ist. Da spielt neben Sport auch die Ernährung rein. Im Zusammenhang mit dem Stoffwechsel sprechen wir ja auch oft vom ‘Säuren-Basen’-Verhältnis. Worauf kommt es da an?”

Silvia Bürkle: “Der ‘Säure-Basen-Haushalt’ ist für viele ein schwieriges Wort. Kurz zusammengefasst lässt sich sagen, dass bei allem, was wir essen, Säuren entstehen. Bei der Verstoffwechselung von Kohlenhydraten entsteht zum Beispiel Milchsäure. Um diese Säuren abzubauen, braucht der Körper Mineralstoffe, die wir mit basischen Lebensmitteln aufnehmen. Damit können die Säuren in Salze umgebaut werden und somit leichter über die Niere ausgeschieden werden. Zu den basischen Lebensmitteln gehören Gemüse und Vollkorn.

Darm-Reset: Einmal alles auf Anfang, bitte!

PRIME TIME: “Viele Fitnessstudios oder Heilpraktiker bieten eine Darmsanierung an, in deren Rahmen man für 21 Tage gesund isst – und den Rest des Jahres isst man wie gehabt. Wie läuft dazu im Gegensatz eine langfristige Darmsanierung?”

Silvia Bürkle: “Grundsätzlich macht man eine Darmsanierung, um die Darmflora aufzubauen. Das tut man, indem man Ballaststoffe isst. Diese haben die Eigenschaft, dass sie Schadstoffe an sich binden. So verhindere ich, dass Krankheiten überhaupt entstehen. Ballaststoffen stecken oft reichlich unter der Schale von pflanzlichen Lebensmitteln, zum Beispiel bei Äpfeln oder Karotten. Auch Fisch ist wichtig für die Omega-3-Fettsäuren. Wichtig ist, nach der Darmsanierung, die Dinge, die man gelernt hat, in den Alltag umzusetzen. Wem ohne eine Kur die Willensstärke fehlt, um weiter dranzubleiben, rate ich, alle paar Wochen einen Termin mit dem Heilpraktiker zu machen. So bleibt man motiviert.”

PRIME TIME: “Was ist der größte Ernährungsfehler, den wir begehen können?”

Silvia Bürkle: “Von allem zu viel zu essen! Ich halte nichts von Radikaldiäten, dann will man nur mehr von dem Verbotenen. Man darf alles an natürlichen Lebensmitteln essen; die Dosis macht das Gift.”

Ernährungshacks: Grünes mit Genuss essen und Kinder an eine gesunde Ernährung heranführen

PRIME TIME: “Im Orangenstaat Florida werden alle Orangen zu Saft weiterverarbeitet und im Erdbeerjoghurt steckt nicht mal eine ganze Erdbeere… Teilweise wird man regelrecht auf einen falschen Geschmack programmiert. Was kann ich tun, um dennoch ein Bewusstsein für gesunde Ernährung zu entwickeln?”

Silvia Bürkle: “Für manche sind Smoothies eine Möglichkeit, sich an Gemüse zu gewöhnen. Nicht die industriellen, sondern selbst gemixte mit einem Gemüseanteil von 80 Prozent. Grünes Gemüse hilft gegen Entzündungen, aber wer nicht an gesunde Ernährung gewohnt ist, hat da oftmals Berührungsängste.”

Ernährung ist mehr, als sich etwas in den Mund zu stopfen. Essen ist nicht selbstverständlich und man muss sich auch ein bisschen schlaumachen, womit man seinen Körper nährt. Das bist du dir und deinem Körper schuldig, den hast du schließlich ein ganzes Leben lang. Falls du weitere Fragen zu Nährwerten, der richtigen Auswahl der Lebensmittel und deiner Kalorienbilanz hast, sprich gern einen unserer Trainer an. Wir beraten dich gern, wie du mit der richtigen Ernährung deine Ziele unterstützt. Eine Auswahl antientzündlicher Lebensmittel findest du hier:

Antientzündliche Lebensmittel

  • frische Lebensmittel
  • Seefisch
  • saisonales Essen
  • Öle: dabei auf das Verhältnis von Omega 3 und Omega 6  Fettsäuren achten
  • Knoblauch
  • Kurkuma
  • Ingwer
  • Ballaststoffe (Leinsamen, Flosamenschalen)