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Glutenunverträglichkeit

Muss ich Gluten vermeiden?
Glutenunverträglichkeit Ernährung

Kein Supermarkt ohne glutenfreie Produkte – immer  mehr Menschen meiden Weizen und glutenhaltige Lebensmittel. Ist Gluten wirklich so ungesund? Was passiert bei einer Glutenunverträglichkeit und solltest du auch als gesunder Mensch auf glutenhaltige Lebensmittel verzichten? PRIME TIME-Trainingskoordinator Tim Suchland und Ernährungswissenschaftler Thomas Kany, haben sich im Experteninterview über das Für und Wider von Weizen ausgetauscht und verraten dir, was bei Zöliakie im Körper passiert, wie du dich glutenfrei ernährst und wie du deinen Darm aufbaust.

Themenübersicht

Muss ich Gluten vermeiden?

Beim Einkaufen ist es dir sicherlich auch schon aufgefallen: das obligatorische Regal mit glutenfreien Lebensmitteln, das in keinem Supermarkt fehlen darf. Man könnte meinen, dass Glutenunverträglichkeit, auch Zöliakie genannt, ein echtes Volksleiden ist. Tatsächlich leidet aber nur rund 1 Prozent der Deutschen an einer diagnostizierten Zöliakie. “Man kann aber davon ausgehen, dass die Dunkelziffer höher ist”, sagt Ernährungswissenschaftler Thomas Kany. Zudem gibt es neben der Glutenunverträglichkeit auch die Glutensensivität, bei der Gluten ebenfalls Beschwerden verursacht, ohne jedoch, dass der Darm geschädigt wird. Die Unverträglichkeit kann zudem auch abgeschwächt vorliegen und nur bei einem hohen Konsum glutenhaltiger Lebensmittel Probleme bereiten.  Ob du an einer Glutenunverträglichkeit leidest, stellt ein Arzt mittels eines Zöliakie-Test und dem Nachweis von Antikörpern im Blut oder durch eine Biopsie der Darmschleimhaut fest. Komplett auf Gluten verzichten musst du nur, sofern eine Glutenunverträglichkeit bei dir festgestellt wurde. Liegt diese nicht vor, gibt es keinen Grund, auf Gluten zu verzichten.

Was ist eine Glutenunverträglichkeit?

Gluten ist ein Klebereiweiß, das von Pflanzen produziert wird, um sich gegen Fressfeinde zu schützen. Das Protein liefert den keimenden Pflanzen Aminosäuren, die sie zum wachsen benötigen und steckt in vielen Getreidesorten, wie beispielsweise Weizen, Roggen, Dinkel und Co. Bei einer Glutenunverträglichkeit  reagiert das Immunsystem auf das Klebereiweiß und das körpereigene Eiweiß, das Gluten spaltet, und greift beide Stoffe an. Dieser Angriff des Immunsystems führt zu einer Entzündung der Darmschleimhaut, die wiederum zu einer verminderten Nährstoffaufnahme führt. “Durch die Entzündung bauen sich die Darmzotten immer mehr ab; dadurch wird die Resorptionsfläche geringer, und Nährstoffe können nicht mehr ausreichend aufgenommen werden”, erklärt Thomas Kany. Die Symptome einer Glutenunverträglichkeit sind deshalb teilweise sehr unspezifisch. Bei der Glutenunverträglichkeit handelt es sich um eine Mischform aus Allergie und Autoimmunkrankheit.

Wie macht sich eine Glutenunverträglichkeit bemerkbar?

Wenn du an einer Glutenunverträglichkeit leidest, hast du nach dem Genuss glutenhaltiger Lebensmittel Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall. Die Glutenunverträglichkeit kann sich aber auch durch untypische Symptome bemerkbar machen. Das macht es mitunter schwierig, die Krankheit zu erkennen. “Im Zweifelsfall gilt wie immer, dass Unverträglichkeiten beim Arzt abgeklärt werden sollten und wir nicht einfach auf gut Glück versuchen, die Probleme in den Griff zu bekommen”, sagt Tim Suchland.

Symptome

Zu den typischen Symptomen einer Glutenunverträglichkeit gehören Darmprobleme, wie Durchfall, Blähungen, Darmblutungen und eine Gewichtsabnahme.

Aufgrund der Mangelernährung im Darm, die zu einer verminderten Nährstoffaufnahme führt, kann es auch zu unspezifischen Symptomen, wie Müdigkeit, Gelenkbeschwerden, Migräne verminderte Fruchtbarkeit oder psychischen Probleme kommen. Wird die Glutenunverträglichkeit nicht behandelt, kann es zu ernsthaften Folgeerkrankungen wie Intoleranzen oder auch Krebs kommen.

Bei manchen Menschen treten Erscheinungen auch nur auf, wenn sie eine bestimmte Menge gegessen haben; hier hilft es, den Konsum zu reduzieren. Es muss also nicht gänzlich auf Gluten verzichtet werden.

Wie entsteht Zöliakie?

Die Glutenunverträglichkeit oder Zöliakie ist erblich bedingt, und liegt in deinen Genen vor. Die Krankheit muss aber nicht zwangsläufig ausbrechen. Ob es zu einer Glutenunverträglichkeit kommt oder nicht, liegt auch an äußeren Faktoren. “Alles, was das Immunsystem stresst – ein ungesunder Lebenswandel, die falsche Ernährung –kann dazu führen, dass Zöliakie ausbricht”, sagt Thomas Kany.

Welche Lebensmittel muss ich bei Zöliakie meiden?

Bei einer diagnostizierten Glutenunverträglichkeit sind alle glutenhaltigen Produkte für dich dein Leben lang tabu. Zu diesen gehören neben Weizen Roggen, Gerste, Dinkel, Grünkern, Triticale, Einkorn, Emmer Kamut. Auch Hafer kann bei manchen Betroffenen einer Glutenunverträglichkeit zu Beschwerden führen. Viele Getreideprodukte wie Nudeln, Brot, Pizza gibt es heute auch als glutenfreie Alternative.

Glutenunverträglichkeit: Was darf ich essen?

Obwohl du bei einer Glutenunverträglichkeit Getreideprodukte meiden musst, hast du dennoch eine große Auswahl an Lebensmitteln: Viele Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Kartoffeln, Fleisch, Hülsenfrüchte, Eier, Nüsse und Milchprodukte,  sind von Natur aus glutenfrei. Zudem gibt es heute auch viele glutenfreie Ersatzprodukte, wie glutenfreie Nudeln, glutenfreie Brötchen und glutenfreies Brot.Wie du siehst, kannst du also auch mit einer Glutenunverträglichkeit qualitativ und abwechslungsreich essen.

Was tun bei Darmbeschwerden nach dem Genuss von Weizen?

Viele Menschen reagieren auf weizenhaltige Lebensmittel mit Darmbeschwerden. Das liegt unter anderem daran, dass unsere Lebensmittel immer schneller produziert werden und in industriell hergestellten Lebensmittel oft weniger Nährstoffe enthalten sind.

Bei einer solchen Glutensensivität hilft es, sich mit der Herstellung der Produkte zu befassen. “Industrielles Brot ist oft innerhalb einer Stunde hergestellt”, sagt Thomas Kany, “früher hat ein Brotteig erst einmal drei Tage lang gezogen, ehe er gebacken wurde. Dadurch werden Stoffe abgebaut, die bei einer kürzeren Verarbeitung bei uns im Darm landen und Probleme verursachen können.”

Auch Kohlenhydrate können Probleme verursachen und Entzündungen auslösen. Insbesondere spezielle Zuckerverbindungen, sogenannte FODMAPs, die in Früchten, Gemüse, Milch und Brot stecken, können vom Dünndarm unzureichend aufgenommen werden. FODMAP steht für “fermentierte Oligo-, Di-, Monosaccharide und Polyole”. Diese Art von Zuckerverbindungen durchdringen den Dünndarm, ohne aufgenommen zu werden und werden erst im Dickdarm verarbeitet. Der Darm nimmt dadurch Wasser  auf; die Folge sind ein Blähbauch, Durchfall,  Gelenk- oder auch Kopfschmerzen. Falls du auf bestimmte Lebensmittel empfindlich reagierst, solltest du beobachten, wann die Symptome auftreten und dich mit der Herkunft deiner Nahrung befassen. “Beim Essen sollte man immer auf Qualität achten”, sagt Thomas Kany, “am besten ist es natürlich selbst zu kochen; da weiß man genau, was drin steckt.”

Fazit

Zöliakie oder auch ‘Glutenunverträglichkeit‘ ist eine Unverträglichkeit, die mit schweren, teilweise sehr unspezifischen Symptomen einhergeht und unbehandelt zu schweren Folgeschäden führen kann. Personen, die unter einer Glutenunverträglichkeit leiden, sollten Gluten deshalb unbedingt meiden und auf Ersatzprodukte ausweichen. Diese gibt es heutzutage in jedem Supermarkt. Liegt bei dir keine Glutenunverträglichkeit vor, gibt es hingegen keinen Grund, Gluten zu meiden. Du kannst bedenkenlos Weizenprodukte zu dir nehmen, solltest dabei aber auf die Produktion achten. Je industrieller ein Produkt hergestellt wurde, desto wahrscheinlicher ist es, dass es dir Probleme bei der Verdauung bereitet.

Du willst wissen, wie du Gluten in deinem Alltag reduzierst, wie du mit deiner Ernährung deine Fitnessziele unterstützen kannst, oder du fragst dich, ob du deine Ernährung an manchen Stellen noch optimieren kannst? Sprich uns gern dazu an. Unser Team hilft dir gern weiter.