Ein steifer Nacken, eine unbewegliche Hüfte oder eine Blockade im Rücken – bei schmerzhaften Verspannungen und eingeschränkter Beweglichkeit führt für viele der erste Weg zum Chiropraktor. Ein gezielter Ruck und schon funktioniert der Körper wieder wie gewohnt. Wie eine solche Behandlung aussieht, ob sie etwas taugt und welche Alternativen es zur Chiropraktik gibt, erfährst du in diesem Beitrag.
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Ein plötzlicher Ruck, ein Stolpern und schon klemmt ein Wirbel – Hexenschuss, ISG-Blockaden und weitere Funktionsstörungen des Bewegungsapparates können vom Chiropraktor behandelt werden. Dieser soll verschobene und eingeklemmte Wirbel zurück in ihre Position schieben. Ist das wirklich so einfach?
Chiropraktik: Der Unterschied zwischen Chiropraktor und Chiropraktiker
Ein Chiropraktiker ist ein Therapeut, der Funktionsstörungen des Bewegungsapparates, wie zum Beispiel Blockaden oder Verspannungen, behandelt. Dabei sollen Schmerzen gelindert und die normale Beweglichkeit wieder hergestellt werden. Bei der Behandlung von Blockaden und Co. arbeiten Chiropraktiker mit speziellen Handgriffen, die die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren sollen.
Den Beruf des Chiropraktiker gibt es nur in Deutschland; hier muss man zunächst Heilpraktiker sein und sich dann per Zusatzausbildung zum Chiropraktiker ausbilden lassen. In anderen Ländern ist der Beruf in das Studium der Medizin integriert.
Oft wird der Begriff des “Chiropraktikers” synonym zum Chiropraktor benutzt, dabei verbergen sich dahinter zwei unterschiedliche Berufsbilder. Ein Chiropraktor hat Medizin studiert und sich danach ein Jahr zum Chiropraktor ausbilden lassen; er verfügt somit über ein hochschulwissenschaftliches Studium und hat sich intensiv mit seinem Fach beschäftigt. Ein Chiropraktor hat wie auch ein Arzt ‘Diagnoserecht’. Insofern lohnt es sich, vorab ganz genau zu recherchieren, ob du einen Chiropraktor oder Chiropraktiker aufsuchst.
Wie entstehen Blockaden?
Bei einer Blockade rutscht ein Wirbel aus seiner ursprünglichen Position heraus und findet nicht mehr dorthin zurück. Das Wirbelgelenk hat sich in der Bewegung “verhakt” und sorgt so dafür, dass sich umgebene Muskeln reflexartig verspannen, was zu Schmerzen führt. Die verspannte Muskulatur führt zudem dazu, dass die Blockade beziehungsweise die Verhakung des verschobenen Gelenks fixiert ist.
Schmerzhafte Blockaden wegen derer ein Chiropraktiker aufgesucht wird, können aus einer Vielzahl von Gründen entstehen: mal treten sie urplötzlich durch eine falsche Bewegung auf, mal bauen sie sich über Monate oder Jahre hinweg auf. Zu den plötzlichen Ursachen zählen zum Beispiel Unfälle oder Husten, der dazu führen kann, dass ein Rippengelenk eingeklemmt wird, oder aber Blockaden treten plötzlich morgens auf, nachdem dein Körper im Schlaf entspannt hat. Auch schweres Heben oder Haltungen, die über eine lange Zeit eingenommen werden, wie beispielsweise das Sitzen bei der Arbeit, können zu Blockaden führen.
Abgesehen von solch plötzlichen Auslösern gibt es auch angeborene Fehlhaltungen, wie zum Beispiel eine Skoliose, ein Beckenschiefstand oder aber unterschiedlich lange Beine. Solche Fehlhaltungen lassen sich oftmals durch Sport erheblich verbessern, ohne dass du hier die für Chiropraktik typischen Nebenwirkungen zu befürchten hast– sprich uns dafür gern an. Grundsätzlich schützt Sport vor Blockaden, da Menschen, die regelmäßig trainieren, eine ausgeprägtere Rückenmuskulatur haben. Diese schützt vor Wirbelblockaden.
So werden Blockaden beseitigt
Beim Einrenken durch einen Chiropraktor wird zunächst getestet, ob die Wirbel und Gelenke um die Blockade herum in ihrer ursprünglichen Position sind und ob sie sich ohne Einschränkungen bewegen lassen. Ist die Blockade lokalisiert und identifiziert, wird sie anschließend mit gezielten Handgriffen zurück in ihre Position gebracht. Das Wort “Einrenken”, das hier umgangssprachlich häufig fällt, ist übrigens falsch an dieser Stelle, da ein Chiropraktor keine ausgekugelten Gelenke behandelt.
Beim Vorgang, der dir umgangssprachlich als “Einrenken” bekannt ist, wird genau genommen in zwei unterschiedliche Techniken unterschieden:
Mobilisation und Manipulation
Die Mobilisation ist eine schonende und sanfte Technik, bei der die Gelenkflächen vorsichtig entlastet werden und anschließend in ihre ursprüngliche Position zurückfallen.
Bei der Manipulation wird der blockierte Wirbel oder das blockierte Gelenk durch einen kurzen Impuls in die ursprüngliche Position zurückbefördert. Diese Technik ist weniger sanft; hier gibt ein deutlich hörbares Knacken Feedback und zeigt an, dass die Blockade gelöst wurde. In der Regel lässt der Schmerz durch die Blockade nach der Manipulation jedoch sofort nach und die umgebenen Muskeln können wieder entspannen.
Verhalten nach der Chiropraktik
Damit der eingerenkte Wirbel nach der Behandlung nicht wieder aus der Position herausrutscht, solltest du dich sanft bewegen und entspannt gehen. Auch langsames Radfahren ist okay; Hauptsache die Muskeln werden wieder durchblutet und können sich so an die eingerenkten Gelenke anpassen. Da die Muskulatur vor der Behandlung durch den Chiropraktor aktiv versucht hat, den verrutschten, blockierten Wirbel in Position zu halten, kann es zu muskelkaterähnlichen Schmerzen kommen. Auch hier hilft sanfte Bewegung.
Ist Einrenken schädlich?
Manche Menschen schwören auf die heilenden Hände des Chiropraktors, andere sehen die teilweise rabiat anmutende Methode als schädlich an. Was stimmt denn nun?
So genau lässt sich das gar nicht sagen, da die Chiropraktik wie viele anderen alternativen Behandlungsmethoden als umstritten gilt. Bei einer unsachgemäßen Technik kann es zu Komplikationen kommen, sodass sich Schmerzen verstärken oder aber Gefühlsstörungen und Lähmungserscheinungen auftreten. Ein weiterer Nachteil ist, dass durch die Chiropraktik zwar das Symptom – Schmerzen durch die Blockade – gelindert, die eigentliche Ursache damit aber nicht unbedingt behoben wird. Letzteres ist zum Beispiel der Fall, wenn eine Blockade nicht aufgrund eines Unfalls oder einer ruckartigen Bewegung auftritt, sondern die Folge einer Skoliose oder ähnlichem ist. Wird hier die Blockade behoben, können so Schmerzen zwar kurzfristig behandelt. Wird aber nicht dauerhaft an der Haltung gearbeitet und so die Skoliose behandelt, kommt die Blockade mit hoher Wahrscheinlichkeit immer wieder. Auf der anderen Seite berichten auch viele Patienten von positiven Erfahrungen im Zusammenhang mit der Chiropraktik. Bei der Behandlung solltest du dich in geschulte und erfahrene Hände begeben, damit du dich keinem unnötigen Risiko aussetzt.
Auf eine chiropraktische Behandlung solltest du lieber verzichten, wenn du einen Bandscheibenvorfall hattest oder vorgeschädigte Wirbel hast, wenn du an Knochentumoren, Osteoporose oder Aristeriosklerose leidest.
Welche Alternativen gibt es zum Einrenken?
Mit den richtigen Übungen kannst du Blockaden selbst lösen. Bei den meisten Blockaden reichen Mobilisationsübungen, um die betroffenen Wirbel wieder beweglich zu machen und die Blockaden zu lösen.
Bei hartnäckigen Blockaden kann dir auch ein Physiotherapeut helfen. Dieser leitet dich bei Übungen gezielt an und kann die Schmerzursache meist besser lokalisieren. Bei starken Schmerzen können dir auch Schmerzmedikamente helfen, die dazu führen, dass die verspannten Muskeln um die blockierten Wirbel loslassen und entspannen.
Das beste Mittel, um Blockaden dauerhaft zu vermeiden, sind Sport und ausreichend Bewegung. So stellst du sicher, dass deine Rückenmuskulatur trainiert ist und Wirbel weniger schnell verrutschen. Sport hilft zudem bei akuten Verspannungen, das Gewebe zu lockern, sodass sich Blockaden verhältnismäßig schnell wieder auflösen können.
Fazit
Blockaden können durch eine Vielzahl von Gründen auftreten. Eine Möglichkeit, diese wieder in den Griff zu bekommen, stellt der Gang zum Chiropraktor dar. Die Behandlung beim Chiropraktor findet durch eine gezielte Mobilisation oder auch durch ein kurzes, ruckartiges Einrenken statt. Letzteres ist weniger schonend als die Mobilisation und wird von manchen Menschen eher kritisch gesehen. Tatsächlich ist die Chiropraktik nicht offiziell als Behandlungsmethode anerkannt. Ein möglicher Ersatz ist die Mobilisation durch Bewegung, Training und regelmäßiges Dehnen, denn allgemein lässt sich sagen, dass gerade Probleme der Wirbelsäule, wegen derer Chiropraktor oftmals aufgesucht werden, sich durch eine gestärkte Rückenmuskulatur vermeiden lassen. Falls auch du langfristig etwas für deine Rückengesundheit tun willst, sprich uns gern an. Wir freuen uns, dir zu helfen.
Du willst mehr zum Thema ‘Chiropraktik’ erfahren? Dann schau dir unsere Experten-Webinar auf YouTube an. Zu Gast ist Chiropraktor Efe Gökpinar, der mit Vorurteilen und Co. aufräumt.