Alles eine Frage der Haltung: Wie wichtig sind Ausstrahlung, Charisma und innere Haltung wirklich? Wie schafft man es, sich von innen heraus gut zu fühlen und so auch andere von sich zu begeistern? Das weiß Alexandra Polzin. Die Moderatorin berät als Coach für Rhetorik und Persönlichkeitsentwicklung, Menschen, die selbstbewusster durch das Leben gehen wollen. Wir haben sie im Expertenwebinar getroffen und ihr Fragen zur inneren Haltung, unserer Außenwirkung, und wie wir diese positiv beeinflussen können, gestellt.
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Was ist eigentlich Ausstrahlung?
PRIME TIME: Wenn es um das Thema ‘Ausstrahlung‘ geht, wissen wir ja alle, es gibt nonverbale und verbale Kommunikation. Was macht unsere Wirkung besonders aus?
Alexandra Polzin: Unsere Wirkung wird durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Da wäre zum einen die Art, wie wir reden: Wie spricht die Person, ist sie hektisch, geerdet? Redet sie viel mit den Händen und gestikuliert? Auch die Stimme und die Haltung hängen zusammen. Das ist alles Physiognomie. Wenn man, wie es einem die Eltern früher gesagt haben, die Brust rausstreckt, hat man ein viel größeres Stimmenvolumen und geht so auch viel selbstbewusster durch das Leben. Das zusammen addiert macht unsere Wirkung aus.
Booster und Sympathie-Punkte: Wie du Aufregung positiv nutzt
PRIME TIME Fitness: À propos Selbstbewusstsein: Kann man lernen, Aufregung und Anspannung positiv zu nutzen? Ihr Moderatoren wirkt ja immer wahnsinnig intelligent, weil ihr so schnell seid.
Alexandra Polzin: Wir Moderatoren sind auch immer noch aufgeregt, aber das ist eine positive Aufregung, die man braucht, um zu arbeiten. Ganz ohne Aufregung kann man in dem Job gar nicht richtig gut sein, man will ja über sich herauswachsen. Aufregung wirkt wie ein Energieschub. Ihr kennt euch als Fitnessstudio damit ja aus: Adrenalin, Endorphine – die Hormone können wir alle positiv nutzen. Das ist ähnlich wie beim Leistungssport. Als Moderator kann man Dinge einfach ganz gut verpacken. Wir können natürlich auch nicht vor jedem Interview noch kurz Raumfahrt studieren, weil wir da einen Wissenschaftler, Mediziner oder Politiker sitzen haben. Das ist Übung, Übung, Übung.
Sprechen lernen und dabei authentisch bleiben
PRIME TIME Fitness: Das ist ein guter Punkt: wie trainiert man das Sprechen, ohne da etwas – zum Beispiel den Akzent – wegzutrainieren? Man will ja, dass es authentisch bleibt.
Alexandra Polzin: Ich bin eigentlich Berlinerin und musste einiges an Sprechtraining machen, damit ich ohne Dialekt spreche. Damit man trotzdem authentisch bleibt, ist das Sprechdenken wichtig: Ich filtere nicht, was ich sage. Das heißt, wenn ich jetzt mit euch rede, sage ich genau das, was mir durch den Kopf schießt, weil ich gelernt habe, mir zu vertrauen, dass da kein Schmarrn rauskommt. Wenn man etwas auswendig gelernt hat, merkt man das. Sprechdenken kann man gut trainieren. Dafür darf man keine Angst beim Sprechen haben. Hat man Angst, muss man gucken, wo diese Angst herkommt. Und es gibt die Leute, die eigentlich schon ganz gut reden können, bei denen es aber noch nicht ganz rund ist. Da kann man mit Tricks ansetzen. Was man nie machen sollte, ist nach Perfektion zu streben. Es will doch eh niemand etwas Perfektes sehen. Es gehört dazu, dass man sich auch mal verhaspelt. Authentizität ist die halbe Miete – bloß nicht verstellen.
PRIME TIME Fitness: Mal angenommen, ich möchte wirken wie ein Jürgen Klopp – wie schafft man es, so wahrgenommen zu werden, wie man es möchte?
Alexandra Polzin: Dafür muss man sich erst mal selbst sehr gut kennen. Die Eigen- und Fremdwahrnehmung gehen oft weit auseinander. Mir wurde früher zum Beispiel oft gesagt, ich würde so streng wirken; ich denke, das liegt daran, dass ich ein so dunkler Typ bin. Ich habe dann angefangen bewusst mehr zu lachen. Mit meinen Kunden überprüfe ich die Wirkung mit Videoanalysen, dann kann man mit ein paar kleinen Tricks schon eine Menge erreichen.
Unsicher? So sieht man es dir nicht an!
PRIME TIME Fitness: Wie viel Blickkontakt ist okay, ohne dass es so wirkt, als würde man einen anstarren?
Alexandra Polzin: Wenn ich mein Publikum mit einbeziehe, gucke ich direkt in die Augen. Zählt mal mit, das sind meistens nur 1, 2 Sekunden. Einundzwanzig, zweiundzwanzig…. viele gucken anderen aus Unsicherheit nicht in die Augen. Das kann man trainieren. Unsicherheit ist nicht gut, weil das auf andere überspringen kann.
PRIME TIME Fitness: Viele Leute haben ja so einen Signature Move; man denke nur an Angela Merkel und die Raute. Hast du einen Tipp, was man mit den Händen machen kann, wenn man sich unsicher fühlt?
Alexandra Polzin: Es gibt die Regel: Hände oberhalb der Gürtellinie wirken positiv, unterhalb der Gürtellinie negativ. Man denke nur an Hände in den Hosentaschen. Ich bin ein dynamischer Typ und gestikuliere gern. Das habe ich mir nicht abtrainieren lassen. Man muss da aber immer darauf achten, positive Gesten und keine Drohgebärden zu benutzen.
Die Regeln des Smalltalks: führe keinen.
PRIME TIME Fitness: Hast du Tipps, wie man Smalltalk führt?
Alexandra Polzin: Ich bin ganz ehrlich; diesen typischen Smalltalk mag ich nicht. Was ich gut finde, wenn man in so einer Situation ist, ist irgendwas zu erzählen, was einem gerade passiert ist – irgendetwas Persönliches. So entsteht ein authentisches Gespräch. Zuhören ist auch wichtig; dem Gegenüber echte Aufmerksamkeit zu schenken.
Michael Remlinger: Danke, Alexandra. Wir könnten dir auf jeden Fall noch Stunden zuhören.
Webinar
Noch mehr zu diesem Thema erfährst du im Webinar mit Alexandra Polzin.