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Skoliose

Mit Dr. med. Michael Lehnert und Dr. med. Felix Söller
Skoliose Übungen

Hast du schon mal von Skoliose gehört? Die Haltungsabweichung ist recht häufig und beschreibt eine zur Seite hin verkrümmte Wirbelsäule. Oft sind auch die einzelnen Wirbelkörper verdreht. Eine Skoliose ist nicht zwangsläufig ein Grund für Rückenschmerzen, kann aber bei einer starken Ausprägung Probleme bereiten und zu weiteren Fehlstellungen, wie einem Beckenschiefstand oder ISG-Beschwerden führen. Das muss aber nicht sein. Oftmals lässt sich eine Skoliose durch Sport, Physiotherapie und gezieltes Krafttraining so gut in den Griff kriegen, dass du sie gar nicht mehr bemerkst. In diesem Beitrag verraten wir dir, was eine Skoliose ist, wie sie entsteht, und was du dagegen tun kannst.

Themenübersicht

Skoliose – was ist das?

Eine Skoliose beschreibt eine seitlich verschobene Wirbelsäule, die zum Teil angeboren, zum Teil erworben wurde. Die seitliche Abweichung bei einer Skoliose ist zunächst kein Grund zur Panik, denn wir Menschen sind nun mal keine symmetrischen Wesen: unser Herz ist auf der linken Seite, genau wie der Magen, die Leber sitzt eher rechts, manche sind Links- manche Rechtshänder. Es kann also sein, dass du eine Skoliose hast, und es gar nicht bemerkst.

Bei der Skoliose wird unterschieden in zwei Arten:

  1. Es gibt die Drehskoliose, bei der die Wirbelsäule in sich gedreht ist. Dies führt dazu, dass ein Teil der Rückens mehr nach hinten hinausragt und das Brustbein nach vorne herausragt.
  2. Eine weitere Art ist die seitliche Skoliose, bei der die Wirbelsäule einen Knick nach links oder rechts macht.

Wie entsteht eine Skoliose?

Gründe für eine Skoliose gibt es viele. Die angeborene Skoliose ist idiopathisch, das heißt, es liegt kein ersichtlicher Grund für die Fehlstellung vor. Nur 10 Prozent der Skoliose-Fälle sind erworben. Gründe sind hier Muskelerkrankungen, virale Entzündungen, Bindegewebsstörungen, Rheuma oder Stoffwechselerkrankungen. Häufig ist die Skoliose auch funktionell und wird durch muskuläre Dysbalancen und Verspannungen ausgelöst. In diesem Fall, der besonders häufig ist, lässt sich die Skoliose gut behandeln.

Wieso bereitet eine Skoliose Schmerzen?

Eine Skoliose bereitet per se keine Schmerzen, da die Wirbelsäule selbst schmerzunempfindlich ist. Skoliose bereitet hier nur indirekt Schmerzen, da die Verkrümmung zu Verspannungen und verkrampften Nerven führt. Häufig sind Schmerzen des ISG, die in der Volkssprache als “Hexenschuss” bekannt sind, oder Symptome wie ein Beckenschiefstand.

Mögliche Symptome einer Skoliose: 

  • Schmerzen des ISG (“Hexenschuss”)
  • Schmerzen des Oberschenkels
  • optisch: unterschiedlich hochstehende Schultern, Buckel als Zeichen der Rotation, herausstehende Schultern
  • verdrehtes Becken

Wie wird eine Skoliose behandelt?

Früher wurde eine Skoliose mit einem Korsett behandelt. Diese Form der Behandlung wählt man heutzutage nur noch bei sehr jungen Patienten, die sich noch in der Wachstumsphase befinden. In dem Fall kann ein Korsett eine weitere Verschiebung verhindern – ein Grund, weshalb die strukturelle Skoliose heute nicht mehr so häufig auftritt wie früher. In sehr seltenen Fällen der angeborenen Skoliose wird auch operiert; dies versucht man heutzutage aber zu vermeiden. Stattdessen wird Skoliose durch Osteopathie oder Physiotherapie behandelt.

Bei Erwachsenen wird auf eine Mischung aus Physiotherapie und Sport gesetzt. Wurde bei dir eine Skoliose diagnostiziert, kannst und solltest du mit gezieltem Training gegensteuern. An dieser Stelle sei aber erwähnt, dass eine vorherige Absprache mit deinem Arzt oder Physiotherapeuten unabdingbar ist. Hast du von diesen ein “Go” zum Sport erhalten, können dir gezieltes Krafttraining und Stabilitätsübungen helfen.

Auch PRIME TIME fitness-Produktmanagerin Barbara Lohse hat eine Skoliose, wie sie im Experten-Webinar zum Thema “Skoliose-was kann ich tun?” verraten hat. Ihr hilft das regelmäßige Training im MILON-Gerätezirkel.

Wie sollte mein Trainingsplan bei einer Skoliose aussehen?

Wurde bei dir eine Skoliose festgestellt, empfiehlt sich ein gezieltes Krafttraining sowie Stabilitätsübungen der Rumpfmuskulatur. Krafttraining ist wichtig, da Skoliose oftmals durch muskuläre Dysbalancen entsteht. Um die Skoliose auf lange Sicht zu bekämpfen, solltest du also an die Ursache gehen, und deine Dysbalancen ausgleichen.  Auch Dehnen sollte bei dir nicht zu kurz kommen, da sich infolge der Skoliose der Hüftbeuger verkürzen kann. “Ich sage Mitgliedern mit Skoliose immer: “Krafttraining und die Muskeln aufdehnen, dann wird das wieder”, sagt Barbara Lohse.

Training an der Maschine oder freies Training? Das ist auch im Fall einer Skoliose eine Frage der persönlichen Präferenz. Ein Gerätetraining ist im Fall einer Skoliose etwas ungefährlicher und das Verletzungsrisikio niedriger, da die Maschinen auf dich eingestellt sind und die Führung an den Maschinen dich daran hindert, Fehler zu begehen. (Dies gilt insbesondere für elektrische Maschinen wie den MILON-Zirkel.) Trainiertere Personen können auch komplexere freie Grundübungen in ihr Training integrieren. Egal für welche Art von Training du dich entscheidest; Vorsicht ist geboten, wenn du dich an Übungen versuchst, bei denen die Wirbelsäule stark belastet wird. Wichtig ist, dass die Ausführung bei dir sehr sauber ist, zudem empfiehlt sich eine Aktivierung der beteiligten Muskeln im Aufwärmtraining. Du solltest schon beim Aufwärmen die Muskeln spüren, die du später trainieren willst, damit du später nicht versehentlich deine Wirbelsäule belastest. Perfekt sind hier 1-2 Aufwärmsätze mit einer hohen Wiederholungszahl, die die neuronale Verbindung zum Muskel ansprechen. Auch eine Mobility-Einheit vor dem eigentlichen Training kann dir dabei helfen, Dysbalancen auszugleichen und Übungen sauber zu trainieren.

“Oft sehen wir im Studio Leute, die nicht wissen, dass sie einen Schiefstand haben”, erzählt Produktmanagerin Barbara Lohse, “da gehen Leute mit einer schiefen Hüfte an die Langhantel und belasten sich bei Squats komplett einseitig. Das ist natürlich Gift für den Körper.” Aus diesem Grund solltest du deine Bewegung beobachten und aufzeichnen lassen.

Welche Muskeln solltest du bei Skoliose trainieren?

Da bei Skoliose ein häufiges Symptom Rückenschmerzen und Beschwerden am ISG sind, solltest du unbedingt deinen Po und deinen Rumpf stärken. Diese sorgen dafür, dass sich deine Hüfte aufrichten kann, und Druck gegen das ISG aufbaut. Auch deinen Bauch solltest du trainieren, da dieser ein wichtiger Gegenspieler des Rückens ist.

Eines solltest du bei deinem Training unbedingt beachten: Bei gesundheitlichen Problemen wie einer Skoliose raten wir dir dringend davon ab, auf eigene Faust zu trainieren. Lass unbedingt einen Trainer deine Übungsausführung beurteilen, andernfalls riskierst du, die Fehlstellung noch zu verschlimmern. Vergiss nicht: Die funktionelle Skoliose ist durch einseitige Belastung entstanden. Umso wichtiger ist es also, jetzt auf eine korrekte Übungsausführung zu achten.

Fazit

Skoliose, eine Verdrehung der Wirbelsäule, ist eine häufig auftretende Haltungsvariante, die zum Teil angeboren, in den meisten Fällen jedoch funktionell erworben wurde. Häufig sind die Gründe für eine Skoliose Dysbalancen und einseitige Belastungen. Skoliose kannst du durch Sport, Mobility und gezieltes Krafttraining in den Griff kriegen. Lass dich hierbei aber auf jeden Fall von einem Trainer beraten und deine Übungsausführung beobachten, damit du die Skoliose nicht noch verschlimmerst.