Mitglied werden

Abnehmen und Darm

Abnehmen durch fettverbrennende Darmbakterien

Der Darm ist ein echtes Multitalent: er resorbiert Nahrung, entgiftet den Körper, beherbergt 70 Prozent des Immunsystems und ein Mikrobiom mit einer schier unendlichen Vielfalt an Bakterien und Mikroorganismen. Besagte Bakterien stehen im Verdacht, unser Gewicht zu beeinflussen. Gibt es Darmbakterien, die schlank machen und wenn ja, wie können wir damit abnehmen? Die Antwort dazu findest du in diesem Artikel.

Themenübersicht

Du verkneifst dir jedes Essen und hast das Gefühl, dass du nur vom Hinschauen schon zunimmst? Schuld daran könnten deine Darmbakterien sein. Wie Wissenschaftler herausgefunden haben, hat die Darmflora einen erheblichen Einfluss auf unser Gewicht. Je nachdem, wie die Zusammensetzung der Bakterien im Mikrobiom beschaffen ist, desto wahrscheinlicher ist es, an Übergewicht zu leiden.

Was ist das Mikrobiom?

Heute geht man davon aus, dass die Zusammensetzung des Mikrobioms einen hohen Einfluss auf die Gesundheit hat. Je nachdem, welche Bakterien im Mikrobiom vorhanden sind, desto schlechter oder besser wird die Nahrung, die wir zu uns nehmen, verdaut. Die Darmflora beeinflusst zudem die Darmschleimhaut; ist diese durch falsche Ernährung geschädigt und durchlässig für Keime und Schädlinge, können Unverträglichkeiten und Allergien auftreten, und es kann zu Hautunreinheiten kommen.

Die Zusammensetzung der Darmflora ist ein möglicher Grund für Autoimmunerkrankungen, psychische Krankheiten, Allergien und ja, auch für Übergewicht. Dies legen zumindest einige Studien nahe.

Darm und Abnehmen: welchen Einfluss hat die Darmflora?

Schlanke und übergewichtige Menschen unterscheiden sich nicht nur äußerlich. Wie Versuche zeigen, weisen beide auch in ihrer Darmflora entscheidende Unterschiede auf. Eine Studie aus dem Jahr 2017 zeigt, dass Menschen mit chronischen Darmerkrankungen und Stoffwechselstörungen tendenziell weniger Bakterien in ihrer Darmflora haben, als gesunde Menschen.

So haben schlanke Menschen tendenziell ein vielfältigeres Mikrobiom als übergewichtige Menschen. Auch das Verhältnis bestimmter Bakterienarten unterscheidet sich bei schlanken und übergewichtigen Menschen, weshalb Wissenschaftler davon ausgehen, dass gewisse Bakterienarten das Abnehmen erleichtern. Allgemein lässt sich sagen, dass eine ausgeprägte Artenvielfalt von Bakterien gesünder für den Körper ist. Auch das Gewicht lässt sich so besser halten.

Wieso hat das Mikrobiom von Übergewichtigen eine geringere Artenvielfalt?

Bei Übergewichtigen ist die Artenvielfalt im Mikrobiom oftmals nicht sehr ausgeprägt. Der Grund ist hier vermutlich auf eine einseitige Ernährung aus zu vielen Kohlenhydraten zurückzuführen. Andere Faktoren, die das Mikrobiom nachteilig verändern, sind Stress und Umwelteinflüsse. Hier lässt sich mit einer Mikrobiom-gerechten Ernährung aus vielen Ballaststoffen, Gemüse und gesunden Fetten gegensteuern. Ballaststoffe sind essenziell, um die Darmschleimhaut zu stärken und den “guten” Darmbakterien Futter zu geben.

Dickmacher-Bakterien

Im Vergleich der Darmflora von übergewichtigen und schlanken Menschen scheint es eine Bakterienart zu geben, die darüber bestimmt, ob wir schneller oder langsamer zunehmen. Die Rede ist von Firmicutes, eine Bakterienart, die auch schwer verdauliche Ballaststoffe aufspaltet, und das letzte bisschen Energie aus deiner Nahrung herausholt. Bei zu vielen Firmicutes-Bakterien kann bis zu 10 % mehr an Kalorien aufgenommen werden, als es mit einem anderen Verhältnis an Bakterien der Fall wäre, wie Studien zeigen. Dementsprechend wahrscheinlicher sind bei einer hohen Zahl an Firmicutes auch Fettpölsterchen und Übergewicht.

Abnehmen mit fettverbrennenden Darmbakterien: Akkermansia Muciniphila

Die Darmflora kann nicht nur das Gewicht erhöhen, sondern auch beim Abnehmen helfen. Diesen Verdacht legt ein Versuch aus Belgien nahe, in dem Wissenschaftler insgesamt 40 übergewichtigen und fettleibigen Teilnehmern den Keim Akkermansia Muciniphila verabreichten. Das Bakterium, das in den 2000er Jahren entdeckt wurde, kommt auf natürliche Art in unserem Körper – genauer gesagt – in der Schleimschicht auf den Darmzellen vor und macht bis zu 5 Prozent des Mikrobioms im Darm aus. Dort schützt das Bakterium die Schleimhaut des Darms und macht es Schädlingen schwerer einzudringen.

Eine weitere Bakterienart, die eine Gewichtszunahme erschwert, sind die Bacteriodetes. Diese treten bei schlanken Menschen in einer höheren Zahl auf, und können Fette nicht so gut verwerten.

Können Bakterien wie Akkermansia Muciniphila und Bacteriodetes beim Abnehmen helfen?

Abnehmen mit fettverbrennenden Darmbakterien: Grenzen und Nebenwirkungen

Ganz so einfach ist das leider nicht. Wie andere Studien zeigen, kann auch ein Überschuss der Akkermansia-Bakteiren der Gesundheit schaden, da die Bakterien dann die Darmschleimhaut abbauen und es Erregern leichter machen, über den Darm ins Blut zu gelangen. Ein solcher Überschuss an Akkermansia-Bakterien ist zum Beispiel bei Multiple Skerose-Patienten zu beobachten. Hier macht also die Dosis das Gift.

Auch bei Firmicutes und Bacteroidetes liegt das Verhältnis im Idealfall bei 1:1, da beide Bakterienarten wichtige Aufgaben übernehmen.

Ein weiterer Nachteil der Behandlung von Übergewicht mit Darmbakterien ist, dass es hierzu noch keine Langzeitstudien gibt. Auch war die Anzahl der Teilnehmer der Untersuchungen, die bislang angestellt wurden, recht gering, weshalb sich daraus noch keine endgültigen Schlüsse ableiten lassen.

Übergewicht entsteht zudem immer aus mehreren Gründen und ist nicht allein auf ein gestörtes Mikrobiom zurückzuführen. Es ist also recht unwahrscheinlich, dass die Zusammensetzung des Mikrobioms eine Abnahme behindert. Oft hilft es auch schon, die Ernährung so anzupassen, dass gute Bakterien die Möglichkeit haben, sich zu vermehren. Wie eine solche Ernährung aussehen kann, verraten wir dir jetzt.

Das Mikrobiom aufbauen – so geht’s

Damit dein Mikrobiom wieder eine größere Artenvielfalt entwickelt, solltest du ballaststoffreich essen. Ballaststoffe dienen den guten Bakterien im Darm als Futter und sorgen dafür, dass sie sich vermehren können. Besonders geeignet sind hierfür pflanzliche Nahrungsmittel wie Kohl, Karotten oder komplexe Kohlenhydrate in Haferflocken und Quinoa. Auch Leinsamen und Flohsamenschalen enthalten viele Ballaststoffe – perfekt für dein morgendliches Müsli oder dein Porridge.

Probiotische Lebensmittel – her mit den guten Darmbakterien!

Probiotische Lebensmittel enthalten “gute Darmbakterien” für dein Mirkobiom. Probiotische Lebensmittel stärken deine Darmflora und kurbeln die Verdauung an. Greife hierfür öfters zu:

  • Joghurt
  • Kefir
  • Sauerkraut
  • Kmichi
  • Apfelessig

Präbiotika -Futter für deine guten Darmbakterien

Um die Artenvielfalt in deinem Mikrobiom zu unterstützen, solltest du pflanzenbasiert essen und reichlich Ballaststoffe aus Gemüse zu dir nehmen. Besonders geeignet sind hierfür:

  • Artischocken
  • Chicorée
  • Lauch
  • Zwieblen
  • Roggen

Solange es noch keine anerkannte Darmbakterien-Therapie gegen Übergewicht gibt, kannst du dich an der folgenden Grundregel orientieren: eine Mikrobiom-freundliche Ernährung ist eine Ernährung, die allgemein als “gesund” gilt und enthält eine hohe Menge an Gemüse. Achte also auf eine ballaststoffreiche Ernährung und versuche auf verarbeitete Lebensmittel zu verzichten. Eine Abkürzung zum Traumgewicht gibt es auch mit einem gesunden Mikrobiom nicht.

Fazit

Darmbakterien haben einen erheblichen Einfluss auf unsere Gesundheit und stehen seit kurzem in Verdacht, auch unser Gewicht zu bestimmen. Wie Studien zeigen, unterscheidet sich die Darmflorazusammensetzung von schlanken und übergewichtigen Menschen, weshalb man davon ausgeht, dass bestimmte Bakterienarten wie Firmicutes Gewichtszunahmen provozieren, während andere Bakterienstämme eine Gewichtsabnahme unterstützen. In Versuchen konnten Übergewichtige tatsächlich bereits durch die Einnahme bestimmter Bakterienarten eine Gewichtsabnahme erzielen.

Eine Darmbakterien-Diät ist dennoch nicht empfehlenswert, da hier Langzeitstudien fehlen und zudem nicht abschließend geklärt ist, ob sich durch eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten hin zu einer gesünderen Ernährung nicht ohnehin auch die Zusammensetzung des Mikrobioms verändert, sodass mehr “gute” Darmbakterien vorhanden sind. Wir empfehlen dir deshalb eine Anpassung deiner Ernährungsgewohnheiten: ernähre dich ballaststoffreich und iss viel Gemüse. Darüber freuen sich deine Gesundheit und dein Mikrobiom. Du hast noch weitere Fragen? Sprich uns gern dazu an. Wir beraten dich gern in Sachen Abnehmen und Ernährung!